Geschichte
Die
Historie eines Schleppers kann manchmal sehr interessant sein.
Allerdings ist diese beim E8 schwer nachzuvoll- ziehen, da
nur
wenige von ihm gebaut wurden. Dementsprechend gibt es auch kaum
Literatur.
Aufgrund dessen sind Infos über ihn in den bisher
erschienenen Chroniken ebenfalls rar.
Da
ich allerdings schon seit einigen Jahren am Recherchieren bin, kam so
mittlerweile eine kleine Sammlung, vor allem an Prospekten /
Preislisten,
zusammen. Werksinterne Schriftstücke
gibt es natürlich keine, außer Werksfotos aber mit sehr geringer
Aussagekraft. Dementsprechend sind noch viele Lücken zu füllen,
insbesondere was die Gesamtstückzahl und das Produktionsende betrifft.
Dennoch dürfte
ich eine ganz passable Zusammenfassung seiner
Historie hinbekommen haben - obwohl das meiste die Extras /
Besonderheiten beschreibt. Aber das gehört zu einem gewissen
Teil ja auch dazu.
Weiter unten:
- Von einer auf zwei Achsen
- Der andere F&S D400L
In den letzten Jahrzehnten hatte Holder nur große (ED10, EDII, EBII)
und
kleine (E5,
E6) Einachsschlepper hergestellt. Diese konnten aber meist nur in ihren
jeweiligen Einsatzgebieten richtig genutzt werden. Daher gab es
manchmal die Kritik, dass etwa der EDII doch zu groß und der E6 doch zu
klein sei. Denn nicht jeder Betrieb konnte sich mehrere ver- schiedene
Schlepper
leisten und man musste schließlich möglichst rationell arbeiten.
Da lag
es nahe, einen Universal - Einachsschlepper für den mittleren
Leistungsbereich
zu konstruieren. Aber anstatt einen komplett neuen Schlepper zu
entwickeln, was immer höhere Kosten verursacht, wurde dieser nach dem
Konstruktionsprinzip des E6 gebaut.
Durch sein 7 - Gang Getriebe mit mehreren Vor- und Rückwärtsgängen und
vielseitig verstellbarem Holm brachte er mehr Vorteile mit, als ein
vergleichsweise kleinerer EDII. So präsentierte Holder im Herbst 1961
den
“E8“. Damals kostet er 2.855 DM (1.427,50 €).
Natürlich ließen es die Ingenieure keineswegs bei einer größeren 1:1
Kopie.
Durch diverse Änderungen kann er mit einigen Extras und
Besonderheiten aufwarten. So etwa ist der Hauptholm zusätzlich in drei
verschiedenen Positionen arretierbar. Durch die genaue Abstimmung der
Reifengröße mit den Anbaugeräten ist kein Wechsel der Räder mehr nötig.
Ebenso kann, dank speziell geformter Radschlüssel, auf
Nabenzwischenstücke verzichtet werden. Natürlich gehört auch ein
richtiges Differenzial mit Sperre zur Ausstattung. Durch zwei
Lenkbremsen lässt sich der E8 bequem lenken.
Allerdings ist er nicht ganz so schnell wie der E6. Die
Höchstgeschwindigkeit des Schnellgangs
wurde aus
Sicherheits- gründen auf 15 km/h "gedrosselt". Womöglich aus
Kostengründen, blieb die
Übersetzung bei allen Motoren gleich. Somit kommt der langsam
laufende Diesel nur auf ca.
12 km/h. Dafür gibt es einen serienmäßigen Kriechgang.
Besonders hervorzuheben ist die Zapfwelle. Diese läuft jetzt wahlweise
motor- oder getriebeabhängig. Daher kann sie nicht nur, etwa für
stationären Betrieb, auf links- oder rechtslauf geschaltet werden. Sie
erlaubt so auch den
Anbau eines
Triebachsanhängers! Dieser kam
maßgeschneidert von der Firma Waffenschmid. Mit diesem ist er besonders
für die Forstwirtschaft bestens geeignet.
Auf
Wunsch konnte eine komplette Beleuchtungs- und Signalanlage installiert
werden. Die Scheinwerfer sind, wie bei den großen, direkt am E8
montiert. Durch die besondere Konstruktion kann die Beleuchtung um 180°
gedreht werden. Sein Einsatzgebiet ist der Garten-, Obst- und Weinbau,
sowie die allgemeine Landwirtschaft. Später konnte er auch im
Forst und Kommunalbereich eingesetzt werden.
Ebenso hatte die Entscheidung, den E6 als Vorlage zu nehmen, auch
Vorteile für die Anbaugerätereihe.
Da die Anschlussmöglichkeiten gleich blieben (abgesehen vom größeren
Bolzendurchmesser), mussten die dadurch
"schon vorhandenen" Geräte lediglich der größeren Kraft
und Höhe des E8 angepasst werden. Auch wurden noch
zusätzlich Kosten eingespart, indem einige
zapfwellengetriebene Geräte nur mit einem Zwischenstück und
Zusatzgewicht direkt
eingesetzt werden können. So ist ein Ganzjahreseinsatz in vielen
verschiedenen Bereichen möglich. Die Angebots- palette blieb aber,
gegenüber dem E6, überschaubar.
Wirklich neu ist dagegen ein
Vielfachgerät, mit dem bis zu drei Reihen gleichzeitig
bearbeitet
werden können. Dieses eignet sich besonders für den
Kartoffelanbau.
Bei der Motorisierung ging man allerdings neue Wege. Bisher konnte man
bei
den großen Einachsern nur zwischen einem Benziner oder Diesel wählen.
Generell kamen als Motorisierung serienmäßig nur 2 - Takter in Frage.
Für den
E8 standen dagegen gleich drei
Motortypen zur Auswahl. Dazu zählte auch, zum ersten Mal in dieser
Sparte,
ein 4 - Takt Benziner dazu!
Ursprünglich wurde er nur von einem 4
- Takt Benziner angetrieben, dem Berning DK 8. Dann folgte, etwa Mitte
1962, ein 2 - Takt Diesel von F&S, der D 400L.
Schließlich stand noch ein
2 - Takt Benziner, ebenfalls von F&S, der Stamo 281,
zur Auswahl. Alle
drei haben, entsprechend der Bezeichnung, jeweils 8 PS.
Zur
besseren Unterscheidung ist der Sachs Diesel als "D" und
der Sachs Benzin als "F" bezeichnet worden. Der Berning dagegen
bekam, jedenfalls auf Papier, keine, wird aber vor allem auf dem
Typenschild als "E8B" bezeichnet.
Vor allem der E8D überzeugte durch seine Kraft und Sparsamkeit. Dieser
Typ dürfte wohl knappe 2/3 der Gesamt- produktion ausmachen. Der E8B
war
dagegen meist, nach dem der Diesel zur Auswahl stand, nur eine
Alternative,
wenn man keine Ölflecken haben wollte. Daher ist er selten bei den
jüngeren Modellen zu finden.
Anscheinend gab es aber Probleme mit den Sachs Stamo. Denn der E8F
taucht
nur äußerst selten auf. Ebenso wird er kaum in der Literatur und
Werbung aufgeführt. Die Ursachen hierzu sind nicht ganz klar. Ein guter
Grund wäre der hohe Spritverbrauch. Ein anderer betrifft die Kraft.
Womöglich war dieser Motor nicht immer seinen Aufgaben gewachsen.
Wenn man sich dazu parallel die Historie der schweren Einachser
ansieht
wird klar, dass mit der Einführung des E11 und E12 (10 / 12 PS) Anfang
der 60er kein
vergleichbarer Benziner mehr angeboten wurde. In dieser Größenordnung
sind sie wohl unrentabel geworden.
Am E8 wurde die Jahre über kaum etwas technisch verändert. Eine
bekannte Änderung betrifft, mehr indirekt, den Motor. Denn es
gibt
zwei verschiedene Auspuffvarianten, die sich von der Funktion im
"Ölabscheider" unterscheiden. Bei der ersten, fast mittig teilbar,
lässt ein kleines
Röhrchen am Boden des Auspuffes das überschüssige Öl abtropfen. Die
zweite Version dagegen, die ab ca. 1965 Standard war und dem des
größeren D500 ähnelt, besitzt zwischen Auspuff- flansch und Topf ein
Rohr, dass das Öl (effektiver?) aus dem Abgas entfernt.
Optisch auffallend
sind dagegen die seitlichen Lüftungsschlitze in der Motorhaube, die
Ende
1963 größtenteils Standard wurden. Diese Änderung gab es auch beim A8.
Warum, ist nicht ganz ersichtlich. Möglicherweise, um die Tanks besser
zu belüften (Hitzestau) oder "Akzente" zu setzen. Beim E12 (ebenfalls
luftgekühlt) sind jedenfalls keine zu finden.
Was man dagegen
leicht übersehen kann ist der Schaltschema - Aufkleber, der Ende der
60er Jahre das üblicherweise gestanzte ersetzte.
Die einzig größere Änderung betrifft das Bremssystem. Dieses wurde
1965 überarbeitet. Die
Lenkbremsen befinden
sich nun, wie die Feststellbremse, in der Lenkholmmitte und
können nun
auch festgestellt werden.
Die meisten Schlepper wurden vor allem wegen der
Leichtigkeit und dennoch
großen Kraft, hauptsächlich in die Niederlande, bzw. an die Grenzen der
NL / D und Norddeutschlands
exportiert.
Trotz guter Voraussetzungen, ist aufgrund der
verhaltenen Verkaufszahlen (ca. 120
Stück/Jahr) die Produktion ca. 1971, mit min. 2.000 verkauften
Schleppern beendet worden.
Warum er nicht auch zu einem "Verkaufsschlager" wurde, kann man heute
nur schwer nachvollziehen.
Ein Grund kann sein Einsatzgebiet sein. Als
Mittelklasseschlepper war er wohl nicht so universal einsetzbar wie
gedacht. Also zu groß und zu klein. Sieht man sich die Anbaugeräte von
beiden an wird auch klar, dass der E8 hauptsächlich am Triebachser
seine Stärken ausspielen kann. Ansonsten sind nur wenige
Geräte, wie z.B. Fräse und Mähbalken, etwas größer, bieten also nur
bedingt einen besseren Vorteil. Da kam es dann auf die Feldgröße an und
ob es sich (im Idealfall) um schweren Boden handelte, welcher mit den
E6 mühseliger zu bearbeiten wäre.
Der zweite daraus
resultierende Grund betrifft die Kraft. Der E8 ist um einiges stärker
als der E6 und wurde darum womöglich auch öfters für Arbeiten
eingesetzt, die eigentlich einen stärkeren Motor erforderten.
Was zum dritten Grund führt, dem Preis. Denn die Dieselversion war doch
recht teuer. Die Differenz zum etwas stärkeren E11 lag bei um die 500 -
700 DM. Legte man noch einen Hunderter drauf, bekam man schon einen
E12. Der
E6
dagegen war um
mehr als 1.500 DM billiger.
Von
einer auf zwei Achsen:
Wie oben schon kurz erwähnt, gibt es vom E8 auch eine
Variation: Den A8. Hier wurden quasi zwei E8 -
Getriebe mit einer Knicklenkung versehen. Ihn gab es auch mit
allen drei Motorvarianten, interessanterweise mit dem gleichen
Ergebnis. Wie bei den großen
Allradern, besitzt auch er eine Hubmechanik (von Hand oder hydraulisch)
und Allrad, dass
hier ausschaltbar ist. Allerdings waren die Verkaufszahlen erheblich
niedriger.
Mehr Infos zum Cultitrac
A8 gibt es auf meiner dritten
Homepage.
Der
andere F&S D400L:
Mit dem E8 hat es zwar nicht direkt was zu tun, ist aber ein
interessanter Fakt am Rande:
Bekannt ist dieser Motor mit
Direkteinspritzung. Schaut man sich aber die größeren D600L, wie etwa im Holder
A12 (ggf. auch E12), vor allem die frühen Modelle an,
sieht man,
dass diese noch nach dem alten Wirbelkammerprinzip arbeiten. Also das
Verfahren,
was schon der D500W nutzt. Dass diese nicht schon von Anfang an
als
Direkteinspritzer gebaut wurden, ist nicht ganz klar. Auf jedenfall
konnte so weiter Diesel gespart und das Startverhalten
verbessert werden. "Nachteil" ist allerdings der härtere Lauf, der
nicht gerade "schön" klingt, wenn man ihn vor allem mit dem D500W
vergleicht (insbesondere unter Last!). Wobei der Wassermantel das
Geräusch etwas verändert. Den D600W kann man schlecht vergleichen, da er in nur sehr geringen Stückzahlen gebaut wurde.
Erkennen
kann man die Wirbelkammermotoren daran, dass die ESD eine einfache
Zapfendüse ist, anstatt der Mehrlochdüse mit Kühlrippen, sowie den
Kühlluftaußlass, der in Fahrtrichtung rechts, statt links ist.
Da kommt die Frage auf, gibt/gab es den E8D auch mit einem
Wirbelkammermotor?
Sicher ist, den Motor gibt es, da er ab ca. 1958 gebaut wurde.
Allerdings ist die Umstellung auf die
Direkteinspritzung ca. 1960 vollzogen worden. Der E8 kam aber erst ca.
Ende
1961, der D400L selbst sogar noch ein Jahr später. Also müsste man
einen solchen Motor umrüsten. Nur wird es nicht viele, vor allem als
Stationärvariante, geben, jedenfalls sieht man sie sehr selten.
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